Ein Mädchen nimmt seine Kopfhörer ab. „Wo kommt dieser Klang her, voll schön!“. „Das seid ihr“, Tonmeister Nico schmunzelt. Er kennt das schon. Wer zum ersten Mal im Tonstudio singt, ist meistens schwer beeindruckt. Drei Tage arbeitet der Kinder- und Jugendchor des Theater Bonn mit Nico Raschke im Hansahaus-Studio in Beuel. Möglich wurde diese Erfahrung u.a. durch ein Preisgeld aus einem Chor-Wettbewerb und eine Spende des Fördervereins “Musikalisches Kindertheater MusiKi e.V”.
Der Tonmeister versteht es, die Sängerinnen und Sänger, die ihre jeweiligen Stimmgruppen separat einsingen, zu motivierten und bei guter Laune zu halten. Vier bis fünf Aufnahmen pro Song sind keine Seltenheit. „Beim ersten Take geht es darum, sich mit dem Klang im Kopfhörer vertraut zu machen, die Regler zu bedienen und sich in den Charakter eines Songs einzufinden. Danach beginnt erst die Arbeit am Lied“, erklärt Nico.
Prima Team: Ekaterina und Nico
Samstagmittag. Jetzt ist das Zeitfenster für die Jungen. „Schafft ihr das noch einmal? Ich hätte es gerne tänzerischer. Ihr macht das schon sehr gut. Lasst euch noch mehr auf den Song ein.“ Tonmeister Nico arbeitet nun schon seit fast drei Stunden mit den Jungen. So langsam lässt die Konzentration nach. „Klar, ihr schafft das! Und denkt dran, zu lächeln“, spornt Chorleiterin Ekaterina Klewitz noch einmal an. Und tatsächlich, jetzt passt alles. Nico streckt den Daumen hoch. Der Song „Let’s Go Fly a Kite“ aus „Mary Poppins“ ist geschafft. Durch die Glaswand im Studio sind erleichterte Gesichter zu sehen. Endlich Pause. Im Aufenthaltsbereich warten Bananen, Gummibärchen, viele Wasserflaschen – und ein Kicker zur Entspannung, der schnell umlagert ist.
Am Nachmittag finden sich die Altstimmen im Studio ein. Nico erklärt auch ihnen, wie sie sich mit den Kopfhörern und Reglern vertraut machen und warum das wichtig ist. „Ihr hört über die Kopfhörer die Tonspuren der Band und der anderen Stimmen. Stellt ihr sie zu leise, dann macht ihr den Kiefer nicht weit genau auf, ist es zu laut, dann singt ihr dagegen an. Auch nicht schön. Also probiert erst einmal aus, wie es für jeden von euch passt.“
„Konzentration bitte – und ab!“
Die Altstimmen sind gut drauf an diesem Nachmittag. Die Jungen, die dageblieben sind und mit Nico im Technikraum konzentriert zuhören, sehen das auch so: „Der Alt ist heute so strong“. Und so ist „All is found“ (aus „Frozen“) schneller aufgenommen als gedacht.
Weiter geht es. „Konzentration bitte – und ab“, das rote Licht leuchtet. Aufnahme! Dann gibt es Feedback: „Das hat schon gut geklappt. Der Einstieg ist tricky, achtet bitte genau auf das Dirigat von Ekaterina. Und werdet bei Takt 39 etwas softer, damit die Stimmen der Jungen dort gut zu hören sind. Noch eins: Achtet auch noch am Ende auf die exakte Artikulation“.
Vor dem nächsten Durchlauf animiert Klewitz: „Meine Lieben, ein Schluck Wasser trinken, bitte, das ist sehr wichtig“. Der Tag ist noch lange nicht zu Ende…
Fotos: Inge Michels