In dieser Spielzeit hat der Chor ein strammes Programm …
Klewitz: Ja, so eine Spielzeit gab es wirklich noch nie. Das Programm ist sehr dicht und viele Proben und Castings laufen natürlich parallel. Jetzt gerade vor der Premiere von „Hairspray“ proben wir jeden Tag morgens und abends. Ich muss sagen: So viel Bühne! Wir gehen gar nicht mehr ab von der Bühne (lacht).

Was nur schade ist: Wir haben in dieser Spielzeit kaum Zeit für Konzerte mit allen Kindern.
Welche Produktionen mit Chorbeteiligung stehen auf dem Spielplan?
Klewitz: Wir spielen 7 Produktionen. Hinzu kommt das Weihnachtskonzert, und es gibt eine gesangliche Beteiligung an dem Ballett „Nussknacker“. Bei den beiden Musicals „Hairspray“ und „Spring Awakening“ sind Chormitglieder aus dem Jugendchor dabei. Bei den Opern „Tosca“, „Hänsel und Gretel“, „Musik für die Lebenden“ und „Zauberflöte“ singen Kinder aus Hauptchor und Jugendchor mit. „Vespertine“ wird im Schauspielhaus aufgeführt, da haben 3 Jungen als Solisten einen Auftritt.
„Vespertine“ und „Musik für die Lebenden“ sind nicht so bekannt, was ist an ihnen bemerkenswert?
Klewitz: „Vespertine“ ist eine moderne Oper der isländischen Gesangskünstlerin Björk. Es geht um Liebe, Erotik, Natur. Ihre Musik ist sehr besonders. Björk kombiniert elektronische Klänge mit klassischen Instrumenten, sie bringt Pop und isländische Volksmusik zusammen.„Musik für die Lebenden“ ist dazu ein starker Kontrast. Es geht um Krieg und Tod, aber auch um Versöhnung und Hoffnung. Es ist die einzige Oper von Kantscheli, ein georgischer Komponist. Der Part für den Kinder- und Jugendchor ist sehr prominent, wir singen ihn mit 40 Kindern, und wir singen in dieser Oper mehr als der Haus-Chor der Oper.
Das klingt nicht nur nach viel Bühne, sondern auch nach viel Stoff zum Nachdenken …
Klewitz: … und nach viel Sprache (lacht). Wir singen in dieser Spielzeit in Deutsch, Englisch, Georgisch, Italienisch – bei „Tosca“ – und im Weihnachtskonzert Polnisch. Und es ist schon richtig, der Chor befasst sich mit vielen großen Themen. Bei „Hairspray“ geht es um Mobbing und Rassismus, leider sehr aktuell. Das Broadway-„Spring Awakening“ finde ich auch interessant. Es beruht auf Wedekinds Drama „Frühlingserwachen“. Sein Thema sind Jugendliche in der Pubertät, es geht um Liebe und Sexualität, um psychische Probleme, um Mobbing, auch um Suizid. Trotz der schweren Themen hat es wunderschöne Folk-Rock und Pop-Balladen, die lange in Erinnerung bleiben.
Wie ist Ihr Eindruck: Wie gehen die Kinder und Jugendlichen mit diesem enormen Pensum um?
Klewitz: Es ist beeindruckend. Der Spielplan fordert sie ja nicht nur musikalisch, sondern beansprucht neben den zeitlichen Ressourcen auch Disziplin und Intelligenz. Sie müssen viel lernen. Das können sie alles!

Jürgen Grimm, der musikalische Leiter von Hairspray, setzt den Chor jetzt prominenter ein als geplant. Er singt hinter der Bühne zur Unterstützung des Ensembles, aber auch mehr auf der Bühne. Ein großes Kompliment! Die jungen Menschen sind enorm motiviert und diszipliniert und musikalisch sehr, sehr gut!

Und sie halten gut zusammen. – Natürlich, ohne die Unterstützung der Familien ginge so ein Spielplan gar nicht.
Das Gespräch führte Inge Michels